Kurhaus

BEGREIFEN – FRANZ PÖHACKER

 

... der Film-Künstler porträtiert den Bildhauer-Künstler. Und so entsteht ein Bild-Ton-Dokument, das Form und Inhalt, Nähe und Distanz, Prozess und Produkt auf eine Weise verknüpft, die sowohl das Wesen der Kunst als auch jenes der biografischen Annäherung sichtbarer macht. Franz Pöhacker beschreibt für seine Bildhauerei, was auch für den Film selbst gilt: „Wie lang es braucht, bis ich was seh.“ Wie wesentlich es sei, intensiver zu schauen, um mehr zu sehen; wie unerlässlich, „Sachen anders zu machen als das Gewohnte“... (Jens Nicklas)

 

Schon Anfang der 40er Jahre begann der künstlerische Lebensweg von Franz Pöhacker. Beinahe täglich zeichnet und modelliert der Bildhauer Figuren und Formen. Auch jetzt noch, in hohem Alter und trotz körperlicher Gebrechen ist Vitalität in seinen Arbeiten. Über Jahrzehnte hat der Filmemacher Daniel Pöhacker seinen Vater immer wieder beobachtet und filmisch begleitet. Aus dieser sehr heterogenen Fülle an Material ist nun ein Film entstanden. Ein behutsamer, leiser Dokumentarfilm, der vor allem Alltag zeigt, den Künstler bei der Arbeit.

Der Künstler braucht Zeit: Um zu schauen, zu imaginieren, zu erfinden und darzustellen, um dann zu vereinfachen, zu reduzieren, Gestalt zu geben.

Diese Suche nach äußerer Form, ein nicht enden wollender Prozess, eine tägliche Notwendigkeit, ein unablässiges Werden.

 

„Was vergangen ist, ist vorbei, da lässt sich nichts mehr ändern, und Zukunft vorausplanen lässt sich ja auch nicht, aber in der Gegenwart ist alles möglich. Das, was ich gegenwärtig tu’, das muss so gut wie möglich gemacht werden, soll eine Form haben, um präsent zu sein... weil ich glaube,

wenn etwas ‚Form’ hat, trägt es etwas von Dauerhaftigkeit und Hoffnung in sich... Die Form hat etwas Positives an sich, weil sie von der schöpferischen Kraft des Menschen zeugt. Die Form ist der Feind der Zerstörung.“ (Franz Pöhacker)

 

Der Film, der sich nicht als Porträtfilm versteht, will denkbar wenig erklären: Der Chronologie eines Lebens, mit wichtigen Lebensstationen, mit Erfolgen oder bedeutenden biografischen Eckdaten wird kaum Beachtung geschenkt. Dafür dürfen wir dabei sein, mit allen Sinnen, wo Kunst tatsächlich entsteht. Dort, wo es normalerweise sehr einsam ist: In der Stille einer Werkstatt, wo Arbeitsgeräusche und Gedanken zur Musik werden. Wo man sich selber zuhört und etwas Größeres wichtig nimmt.

 

Der Künstler nimmt sich Zeit - und der Filmemacher tut es - sie fordern uns auf, es auch zu tun.

 

Österreich 2015; Regie, Buch, Kamera, Schnitt & Produktion: Daniel Pöhacker; Ton, Animation & Compositing: Manfred Raggl; Sound Design: Daniel Soto Delgado; Tonmischung: Peter Roesner; Zusätzliches Archivmaterial: Andrä Preindl & Franz Pöhacker; Mitwirkende: Franz Pöhacker, Erika Pöhacker, Daniel Pöhacker, Magnus Pöhacker, Massimo Gasparella, Franco Guerra, u.a. (DCP; Farbe & s/w; 83 min)

 

HALL - PREMIERE

am 26. Februar 2016 um 19.00 Uhr im Kurhaus